Welche Doppelbesteuerungsabkommen sind für Expats besonders relevant?
Expats in der Schweiz sehen sich häufig mit einer komplexen steuerlichen Situation konfrontiert: Einkommen oder Vermögen in mehreren Ländern, unterschiedliche Steuerjahre und das Risiko, dass dasselbe Einkommen doppelt besteuert wird. Um solche Doppelbelastungen zu vermeiden, hat die Schweiz mit vielen Staaten sogenannte Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) abgeschlossen.
Für Expats ist es entscheidend zu wissen, welche Abkommen für ihre persönliche Situation relevant sind, wie diese funktionieren und welche Vorteile sich daraus ergeben. Dieser Artikel bietet eine umfassende Übersicht über die wichtigsten Doppelbesteuerungsabkommen und ihre Auswirkungen auf Expats.
Grundidee von Doppelbesteuerungsabkommen
Zielsetzung von DBA
Ein Doppelbesteuerungsabkommen ist ein völkerrechtlicher Vertrag zwischen zwei Staaten, der festlegt, welchem Staat das Besteuerungsrecht für bestimmte Einkünfte oder Vermögenswerte zusteht. Ziel ist die Vermeidung oder Reduzierung einer doppelten Besteuerung.
Prinzipien der Besteuerungszuordnung
DBA definieren:
- Wo Einkünfte aus unselbstständiger Arbeit versteuert werden
- Wie Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit behandelt werden
- In welchem Land Dividenden, Zinsen und Lizenzgebühren steuerlich erfasst werden
- Wie Immobilienvermögen besteuert wird
- Welche Regelungen für Renten und Pensionen gelten
Methoden zur Vermeidung von Doppelbesteuerung
Freistellungsmethode
Bei dieser Methode wird das im Ausland erzielte Einkommen in der Schweiz zwar deklariert, aber von der Steuer freigestellt. Es beeinflusst lediglich den Steuersatz (Progressionsvorbehalt).
Anrechnungsmethode
Hierbei werden die im Ausland gezahlten Steuern auf die in der Schweiz geschuldete Steuer angerechnet. Dadurch wird eine Doppelbesteuerung faktisch vermieden.
Mischformen
Einige Abkommen sehen Mischformen vor, je nach Art des Einkommens (z. B. Freistellung für Arbeitseinkommen, Anrechnung für Kapitalerträge).
Relevante Länder für Expats
Deutschland
Deutschland ist eines der wichtigsten Herkunftsländer von Expats in der Schweiz. Das DBA regelt insbesondere:
- Besteuerung von Grenzgängern
- Behandlung von Renten und Altersvorsorgeleistungen
- Aufteilung der Steuerpflicht bei Wohnsitz in einem Land und Arbeit im anderen
Frankreich
Das Abkommen mit Frankreich ist besonders für Grenzgänger relevant. Bestimmungen betreffen:
- Einkünfte aus unselbstständiger Arbeit
- Besteuerung von Immobilien in Frankreich bei Wohnsitz in der Schweiz
- Behandlung von Pensionen und Sozialleistungen
USA
Das DBA mit den USA ist komplex, da US-Staatsbürger unabhängig vom Wohnsitz weltweit steuerpflichtig bleiben. Das Abkommen hilft, Doppelbesteuerungen zu vermeiden, insbesondere durch:
- Regelungen zu Zinsen und Dividenden
- Anrechnungsmethode für bereits gezahlte Steuern
- Schutz vor übermässiger Besteuerung von Renten
Italien
Das Abkommen mit Italien regelt detailliert die Einkommensbesteuerung von Grenzgängern und berücksichtigt die Besonderheiten der italienischen Sozialversicherungssysteme.
Vereinigtes Königreich
Das DBA mit dem Vereinigten Königreich ist vor allem für Expats relevant, die Renten oder Kapitalerträge aus Grossbritannien beziehen. Nach dem Brexit haben sich einzelne Bestimmungen leicht verändert, bleiben jedoch weitgehend bestehen.
Auswirkungen auf verschiedene Einkommensarten
Einkommen aus unselbstständiger Arbeit
Grundsätzlich wird Arbeitseinkommen dort besteuert, wo die Tätigkeit ausgeübt wird. Für Expats bedeutet das: Einkommen aus der Schweiz wird primär in der Schweiz besteuert. DBA verhindern, dass das Heimatland dieses Einkommen nochmals voll besteuert.
Einkommen aus selbstständiger Tätigkeit
Hier hängt die Besteuerung davon ab, ob eine „Betriebsstätte“ im anderen Land vorliegt. Expats mit internationaler Beratungstätigkeit sollten dies genau prüfen.
Kapitalerträge
Dividenden, Zinsen und Lizenzgebühren unterliegen oft einer Quellensteuer im Land, aus dem sie stammen. DBA regeln reduzierte Quellensteuersätze und die Möglichkeit der Anrechnung in der Schweiz.
Immobilienvermögen
Immobilien werden stets in dem Land besteuert, in dem sie sich befinden. Das DBA stellt sicher, dass dieses Vermögen in der Schweiz lediglich satzbestimmend berücksichtigt wird.
Renten und Pensionen
Die Besteuerung von Renten ist häufig ein Streitpunkt. Je nach Abkommen hat entweder der Wohnsitzstaat oder der Quellenstaat das Besteuerungsrecht. Expats sollten prüfen, welches Abkommen gilt, um Doppelbelastungen zu vermeiden.
Praxisbeispiele für Expats
Beispiel 1: Deutscher Expat in Zürich
Ein deutscher Expat arbeitet in Zürich, behält aber eine vermietete Wohnung in München. Das DBA regelt, dass die Mieteinnahmen in Deutschland versteuert werden, während das Arbeitseinkommen in der Schweiz besteuert wird.
Beispiel 2: Amerikanischer Expat in Genf
Ein US-Staatsbürger arbeitet in Genf und bezieht gleichzeitig Dividenden aus US-Aktien. Das DBA stellt sicher, dass die USA eine reduzierte Quellensteuer auf Dividenden erheben, während die Schweiz das weltweite Einkommen berücksichtigt.
Beispiel 3: Britischer Rentner in der Schweiz
Ein Brite zieht nach seiner Pensionierung in die Schweiz. Seine britische Rente wird gemäss DBA entweder in Grossbritannien oder in der Schweiz versteuert, abhängig von der genauen Art der Leistung.
Risiken und häufige Fehler
Unkenntnis der Abkommen
Viele Expats verlassen sich auf allgemeine Informationen, ohne das für ihr Herkunftsland gültige Abkommen im Detail zu prüfen. Dies kann zu falschen Deklarationen führen.
Fehlende Dokumentation
Um von DBA-Vorteilen zu profitieren, müssen oft Nachweise eingereicht werden (z. B. Wohnsitzbescheinigung). Fehlende Dokumente können zur Doppelbesteuerung führen.
Unterschiedliche Steuerjahre
Einige Länder haben andere Steuerjahre als die Schweiz (z. B. USA: bis 15. April). Dies erfordert sorgfältige Planung, um Fristen und Anrechnungen einzuhalten.
Tipps für Expats
- Prüfen Sie, ob zwischen der Schweiz und Ihrem Heimatland ein DBA existiert und welche Einkünfte davon betroffen sind.
- Sammeln Sie frühzeitig alle relevanten Dokumente wie Wohnsitzbescheinigungen oder Steuerbescheide.
- Achten Sie auf die unterschiedlichen Methoden (Freistellung oder Anrechnung).
- Ziehen Sie bei komplexen Einkommens- oder Vermögensverhältnissen professionelle Steuerberatung hinzu.
Fazit
Doppelbesteuerungsabkommen sind für Expats ein zentraler Bestandteil der Steuerplanung. Sie sorgen dafür, dass Einkommen und Vermögen nicht doppelt belastet werden, und schaffen Klarheit, welches Land das Besteuerungsrecht hat. Besonders relevant sind Abkommen mit Deutschland, Frankreich, den USA, Italien und dem Vereinigten Königreich.
Expats, die die Regeln kennen, ihre Einkünfte korrekt deklarieren und notwendige Dokumente rechtzeitig einreichen, profitieren von erheblichen steuerlichen Vorteilen und vermeiden kostspielige Fehler.

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