Arbeiten in mehreren Ländern: Steuerliche Herausforderungen für mobile Expats
In Zeiten von Remote Work, internationalen Projekten und häufigen Jobwechseln wird es für Expats immer üblicher, in mehreren Ländern zu arbeiten. Oft geschieht dies im Rahmen von Entsendungen, internationalen Verträgen oder durch die Möglichkeit, flexibel von überall aus tätig zu sein. Doch diese Mobilität bringt komplexe steuerliche Fragen mit sich: In welchem Land bin ich steuerpflichtig? Wie wird Einkommen aufgeteilt? Und wie lassen sich Doppelbesteuerungen vermeiden?
Dieser Artikel zeigt die wichtigsten steuerlichen Herausforderungen für mobile Expats und erklärt, wie man rechtzeitig plant, um böse Überraschungen zu vermeiden.
Steuerliche Ansässigkeit als Grundfrage
Ansässigkeit in der Schweiz
In der Schweiz gilt eine Person als steuerlich ansässig, wenn sie:
- ihren Wohnsitz dauerhaft in der Schweiz hat, oder
- sich mindestens 30 Tage mit Erwerbstätigkeit oder 90 Tage ohne Erwerbstätigkeit im Land aufhält.
Mehrfache Ansässigkeit
Expats, die gleichzeitig in mehreren Ländern tätig sind oder dort Wohnsitze unterhalten, können theoretisch in mehreren Staaten als steuerlich ansässig gelten. In solchen Fällen helfen Doppelbesteuerungsabkommen (DBA), den Ansässigkeitsstaat eindeutig zu bestimmen.
Einkommen aus mehreren Ländern
Grundsatz
Arbeitseinkommen wird in dem Land besteuert, in dem die Arbeit tatsächlich ausgeführt wird. Wer also einen Teil seiner Tätigkeit in der Schweiz und einen Teil im Ausland erbringt, muss das Einkommen aufteilen.
Zeitanteilige Aufteilung
Die Aufteilung erfolgt meist anhand der Arbeitstage. Beispiel: Ein Expat arbeitet 200 Tage in der Schweiz und 60 Tage in Deutschland. Das Einkommen wird entsprechend im Verhältnis 200:60 aufgeteilt.
Remote Work und Homeoffice
Wenn ein Expat von seinem Heimatland aus für einen Schweizer Arbeitgeber arbeitet, kann das Einkommen teilweise im Heimatland steuerpflichtig werden – insbesondere, wenn dadurch eine steuerliche Betriebsstätte des Arbeitgebers entsteht.
Doppelbesteuerungsabkommen und mobile Expats
Vermeidung von Doppelbesteuerung
DBA legen fest, welches Land in welchem Umfang das Einkommen besteuern darf. In der Regel gilt:
- Das Tätigkeitsland hat das Besteuerungsrecht.
- Das Wohnsitzland rechnet die im Ausland gezahlten Steuern an oder stellt die Einkünfte frei.
Sonderregelungen für Grenzgänger
Expats, die regelmässig zwischen zwei Ländern pendeln, unterliegen speziellen Grenzgängerregelungen (z. B. zwischen der Schweiz und Deutschland, Frankreich oder Italien).
Sozialversicherungen bei Tätigkeiten in mehreren Ländern
EU-/EFTA-Expats
Dank des Abkommens über die Personenfreizügigkeit können Expats nur in einem Land sozialversicherungspflichtig sein. In welchem Land dies der Fall ist, hängt davon ab, wo der grösste Teil der Arbeit ausgeführt wird.
Nicht-EU-Expats
Mit Drittstaaten gibt es bilaterale Abkommen, die ähnlich funktionieren. Ohne Abkommen besteht jedoch die Gefahr einer Doppelbelastung, wenn in beiden Ländern Sozialabgaben fällig werden.
Praxisbeispiele
Beispiel 1: Projektarbeit in zwei Ländern
Ein indischer Expat arbeitet für ein Jahr bei einem Unternehmen in Zürich, verbringt aber drei Monate für dasselbe Projekt in Italien. Sein Einkommen wird auf beide Länder aufgeteilt.
Beispiel 2: Remote Work aus dem Ausland
Eine britische Expatriate arbeitet für einen Schweizer Arbeitgeber, lebt jedoch mehrere Monate in Grossbritannien. Das britische Steueramt kann das Einkommen anteilig besteuern, da die Arbeit physisch in Grossbritannien ausgeübt wurde.
Beispiel 3: Grenzgänger-Regelung
Ein deutscher Ingenieur lebt in Konstanz und arbeitet vier Tage pro Woche in Zürich. Er unterliegt der speziellen Grenzgängerregelung zwischen Deutschland und der Schweiz.
Häufige Fehler und Tipps
Häufige Fehler
- Keine Dokumentation der Arbeitstage im Ausland
- Annahme, dass das gesamte Einkommen nur im Wohnsitzstaat besteuert wird
- Übersehen von Sozialversicherungspflichten bei mehreren Staaten
- Ignorieren von DBA-Regelungen für Grenzgänger und Homeoffice
Tipps für mobile Expats
- Führen Sie ein Tagebuch über Arbeitstage in jedem Land
- Prüfen Sie im Voraus, welches Land das Besteuerungsrecht hat
- Klären Sie die Sozialversicherungspflicht mit dem Arbeitgeber
- Holen Sie frühzeitig professionelle Steuerberatung ein, um Nachzahlungen oder Doppelbelastungen zu vermeiden
Fazit
Die zunehmende Mobilität von Expats eröffnet berufliche Chancen, bringt aber erhebliche steuerliche Herausforderungen mit sich. Einkommen muss häufig aufgeteilt werden, Doppelbesteuerungsabkommen müssen beachtet werden und auch die Sozialversicherung spielt eine zentrale Rolle.
Mit sorgfältiger Dokumentation, rechtzeitiger Planung und professioneller Beratung können mobile Expats ihre steuerlichen Pflichten erfüllen und gleichzeitig unnötige Belastungen vermeiden.

Haben Sie Fragen?
Falls Sie Fragen zu unserem Service haben oder nicht sicher sind, ob unser Angebot zu Ihrer Situation passt, helfen wir Ihnen gerne weiter. Wir beantworten Ihre Anliegen schnell und transparent.