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Individualbesteuerung in der Schweiz: Was sich bald ändern könnte

Die Individualbesteuerung soll ab 2027 die gemeinsame Veranlagung von Ehepaaren ablösen. Dieser Artikel erklärt Ziele, Auswirkungen und Kontroversen der Reform – und was das für Steuerzahler:innen bedeutet.

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Individualbesteuerung in der Schweiz: Was sich bald ändern könnte
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Die Schweizer Steuerlandschaft steht vor einem historischen Wandel. Mit der geplanten Einführung der Individualbesteuerung könnte schon ab 2026/27 das bisherige System der gemeinsamen Veranlagung von Ehepaaren abgelöst werden. Dieser Schritt würde nicht nur die Steuerpraxis verändern, sondern auch tiefgreifende Auswirkungen auf Familien, Erwerbstätige und die Wirtschaft insgesamt haben.

Was bedeutet Individualbesteuerung?

Bislang geben verheiratete Paare in der Schweiz eine gemeinsame Steuererklärung ab. Einkommen und Vermögen beider Partner:innen werden zusammengezählt und gemeinsam besteuert. Dieses System wird als gemeinsame Veranlagung bezeichnet.

Die Individualbesteuerung würde dieses Modell ablösen:

  • Jede Person – unabhängig von Zivilstand oder Lebensform – wird einzeln besteuert.
  • Verheiratete Ehepartner müssten künftig separate Steuererklärungen einreichen.
  • Einkommen, Abzüge und Vermögen würden individuell berücksichtigt.

Damit würde die steuerliche Gleichstellung von verheirateten und unverheirateten Paaren hergestellt.

Ziele der Reform

Abschaffung der „Heiratsstrafe“

Heute zahlen Ehepaare mit ungleich verteilten Einkommen oft deutlich mehr Steuern als unverheiratete Paare. Diese sogenannte Heiratsstrafe wird mit der Reform abgeschafft – ein Schritt hin zu mehr steuerlicher Gerechtigkeit.

Förderung der Erwerbstätigkeit

Besonders Zweitverdienende, meist Frauen, sollen entlastet werden. Da ihr Einkommen nicht mehr in ein höheres Gesamteinkommen des Ehepaars „hineinprogressiert“, lohnt sich die Aufnahme oder Ausweitung einer Erwerbstätigkeit stärker. Dies ist auch ein Beitrag gegen den Fachkräftemangel.

Abbildung moderner Lebensmodelle

Das Steuersystem soll besser zu heutigen Lebens- und Familienmodellen passen: Patchwork-Familien, Konkubinat oder Alleinerziehende würden mit der Individualbesteuerung gleichbehandelt.

So wirkt sich die Individualbesteuerung aus

Steuererklärung

Jede steuerpflichtige Person reicht künftig eine eigene Steuererklärung ein – auch Ehepartner:innen. Das führt zu einem gewissen administrativen Mehraufwand, schafft aber auch mehr Transparenz.

Steuerbelastung

  • Doppelverdienende Paare und Familien mit zwei Einkommen profitieren, da die Progression auf jedes Einkommen einzeln angewendet wird.
  • Einverdiener-Paare könnten hingegen stärker belastet werden, da das alleinige Einkommen nicht mehr über Eheabzüge gemildert wird.

Volkswirtschaftliche Effekte

Studien gehen davon aus, dass die Reform zu einem erheblichen Arbeitsangebot führen könnte. Schätzungen zufolge entstehen durch bessere Erwerbsanreize für Zweitverdienende bis zu 45.000 neue Vollzeitstellen.

Kontroversen und politischer Prozess

Politische Debatte

Die Reform ist politisch umstritten. Während Befürworter:innen Fairness und Gleichstellung betonen, warnen Gegner:innen vor einer höheren Steuerlast für traditionelle Einverdiener-Familien.

Referendum und Volksabstimmung

Ein Referendum wurde bereits angekündigt. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass die Bevölkerung 2026 über die Einführung der Individualbesteuerung abstimmen wird.

Zeitplan und Umsetzung

  • 2026: Volksabstimmung über die Reform.
  • Ab 2027: Voraussichtliche Einführung der Individualbesteuerung auf Bundesebene, sofern das Volk zustimmt.

Fazit: Ein Systemwechsel mit weitreichenden Folgen

Die Einführung der Individualbesteuerung wäre einer der grössten Reformschritte im Schweizer Steuerrecht seit Jahrzehnten. Millionen von Steuerzahler:innen wären direkt betroffen. Während Doppelverdienende und moderne Familienmodelle profitieren, könnten Einverdiener-Paare stärker belastet werden. Klar ist: Die Debatte wird die Schweiz in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen – und es lohnt sich, die Entwicklung genau im Auge zu behalten.

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